Peru, das Land der Lamas – Aber Lama ist nicht gleich Lama!
Vor 500 Jahren war das Lama noch ein wichtiges Transportmittel der Inkas in Peru. In
unserer heutigen Zeit wird das Lama nur noch in sehr ländlichen Gegenden als Lasttier
eingesetzt, da es sonst überall fortschrittlichere Möglichkeiten zum Transport von
Gütern und Waren gibt. Dennoch ist das Lama auch heute noch ein wichtiges Nutztier,
allerdings fast ausschließlich als Produzent von Wolle.
Die Lamas stammen ursprünglich von den Kamelen ab und gehören damit zur Familie der
Camelidae, auch Schwielensohler genannt. Sie sind bekannt dafür, selbst die widrigsten
Gegebenheiten zu ertragen, wie Durst über einen langen Zeitraum oder große Kälte. Es
sind sehr resistente Tiere, gutmütig aber auch sehr störrisch. Ein gereiztes Lama legt
sich nieder, wenn man es schlecht behandelt. Es spuckt und tritt und ist sogar mit
Gewalt kaum zum Aufstehen zu bewegen.
Die Lamafamilie selbst unterteilt sich wiederum in 3 Unterarten. Die Guanakos sind
überwiegend wildlebende Tiere und gelten als Vorfahren oder Stammform der Lamas und
lange Zeit auch der Alpakas. Das Lama ist heute in freier Wildbahn ausgestorben. Es wird
als Nutz- oder Haustier für Fleisch und Wolle von allen Zivilisationen des Andenraums
genutzt. Die Wolle der dritten Art der Neuweltkamele, der Alpakas, ist mittlerweile in
der ganzen Welt verbreitet. Ähnlich dem Guanako, aber kleiner und schlanker, ist das
Vikunja, die einzige Art der Gattung Vicugna. Alle genannten Tiere sind untereinander
fruchtbar, weswegen die Einführung der eigenen Gattung Vikunja nicht unumstritten ist.
Die Tiere haben alle ein ausgeprägtes Sozialverhalten und leben in kleinen Herden oder
Familienverbänden, die von einem Männchen geführt werden. Die Tiere leben meist in Höhen
über 3000 Metern und sind in den Hochanden Ecuadors, Perus, Boliviens, Argentiniens und
Chiles mehr oder weniger verbreitet. Die Tiere haben eine Tragzeit von durchschnittlich
350 Tagen und eine Lebenserwartung von 15 bis 25 Jahren.
Alpakas
Das Alpaka gehört zu der Gattung der höckerlosen Kamele und stammt aus den
südamerikanischen Anden, zu denen auch die Gebirgsregionen Perus gehören. Es wird vor
allem wegen seiner Wolle gezüchtet, ist aber auch als Haustier und Begleittier beliebt
und wird besonders in der tiergestützten Therapie geschätzt.
Der Körperbau des Alpakas ähnelt mit seinen langgestreckten Beinen, dem langen, dünnen
Hals und dem dreieckigen Kopf dem des Kamels. Allerdings ist das Alpaka deutlich kleiner
und hat keinen Höcker. Es gibt Alpakas in allen Farben von reinweiß über sämtliche Braun
– und Grautöne bis schwarz und gescheckt.
Alpakas sind sehr soziale Tiere und leben am liebsten in Herden. Sie ernähren sich von
Gräsern und Heu. Mit den Kamelen gemein haben sie auch den dreiteiligen Magen, sie sind
also Wiederkäuer. Das ermöglicht ihnen, große Mengen Nahrung in kurzer Zeit zu sich zu
nehmen und erleichtert die Verdauung der pflanzlichen Nahrung. Die Tragzeit der Alpakas
dauert fast ein Jahr. Die Jungtiere werden etwa ein halbes Jahr gesäugt und sind mit 2
Jahren ausgewachsen. Alpakas können bis zu 25 Jahre alt werden.
Das Alpaka und das Lama haben trotz aller Ähnlichkeit keinen gemeinsamen Vorfahren.
Während das Lama vom Guanako abstammt, gilt das kleinere und schlankere Vikunja als der
Ahn des Alpakas.
Alpakas sind in den verschiedensten Lebensräumen zu finden, etwa im Hochgebirge, im
Grasland, in der Steppe oder der Halbwüste. Am häufigsten kommen sie allerdings in höher
gelegenen Gebieten vor, denn im Gegensatz zum Lama sind sie mit ihrem besonders dichten
und langen Fell an das kalte Klima angepasst. Das Hauptverbreitungsgebiet der Alpakas
ist Peru. Dort werden sie bereits seit über 2000 Jahren als Haustiere gehalten und wegen
ihrer Wolle gezüchtet. Vor allem die Inkas züchteten große Alpakaherden. Für sie galt
die Wolle als besonders wertvoll, ein Mantel aus Alpakawolle war ein Zeichen besonderen
Wohlstands.
Guanakos
Das Guanako, auch Huanako genannt, gehört zur Gattung der Lamas. Im Gegensatz zum Lama
ist es wildlebend. Es ist überwiegend im südlichen und westlichen Südamerika beheimatet
und ernährt sich vorwiegend von Gräsern.
Guanakos erreichen eine Schulterhöhe von 120 Zentimetern und wiegen zwischen 100 bis 120
Kilogramm. Sie haben ein dichtes, wolliges Fell. Ihr Fell ist weiß und hellbraun, ihr
Gesicht sogar oftmals schwarz gefärbt. Charakteristisch für das Guanako sind seine
relativ lang gestreckten, schlanken Beine sowie sein langer, dünner Hals und ein kleiner
Kopf. Außerdem hat es anstatt Hufe, zwei Zehen, die mit schwieligen Polstern versehen
sind.
In Peru sind Guanakos in den Anden sowie der Grassteppe, auch Pampa genannt, anzutreffen.
Ihr Lebensraum ist offenes Grasland, in harten Wintern aber auch die Wälder. Außerdem
fühlen sie sich in Höhen bis zu 4000 Metern wohl.
Guanakos leben in Familienverbänden von etwa fünfzehn Tieren. Eine Gruppe besteht aus
mehreren ausgewachsenen Weibchen und ihren Jungen sowie einem männlichen Leittier. Das
Männchen vertreibt die Jungtiere im Alter von zwölf bis fünfzehn Monaten aus dem
Verband. Dann suchen sich die jungen Weibchen eine neue Herde und die Männchen schließen
sich zu Junggesellenverbänden zusammen. In diesen leben sie drei bis vier Jahre
zusammen. Nach der Junggesellenzeit versucht das männliche Guanako eine eigene Herde mit
Weibchen zu gründen oder vertreibt ein Leittier aus einer bestehenden Herde. Vertriebene
Männchen leben in der Regel bis zu ihrem Tod als Einzelgänger.
Das Guanako ist ein Säugetier und ist ein Jahr trächtig. Das Weibchen wirft nur ein
einziges Jungtier, welches sofort laufen kann und etwa zwölf Wochen gesäugt wird.
Die Lebensdauer eines Guanakos beträgt in Gefangenschaft zwischen zwanzig bis dreißig
Jahre. In freier Wildbahn ist der Puma der natürliche Feind des Guanakos.
Vikunjas
Vikunjas gehören zur Gruppe der Kamele und haben ihren Lebensraum in Peru, Bolivien,
Argentinien, Chile und den Hochanden Ecuadors. Sie halten sich in Tundra ähnlichen
Graslandschaften auf. Peru beitet somit einen perfekten Lebensraum für diese Tiere. Sie
ähneln den Guanakos (Lama guanicoe), sind aber kleiner und zierlicher. Das Fell ist
hellbraun und an der Unterseite weiß. Ihre Besonderheit sind die gespaltene Oberlippe
und die Schneidezähne, die immer wieder nachwachsen. Dies ist für Paarhufer ungewöhnlich
und kommt in der Regel nur bei Nagetieren vor. Außerdem haben sie eine ausgezeichnete
Sehkraft. Lamas, Guanakos, Alpakas und Vikunjas sind untereinander fruchtbar und eine
eigentliche Abstammung lässt sich dadurch nur schwer nachvollziehen. Guanakos sind
wildlebend. Lamas und Alpakas sind domestiziert und werden seit mehr als 4000 Jahren
gezüchtet. Früher schon war das Fell der Vikunjas sehr begehrt und wurde nur sehr hohen
Adligen zur Verfügung gestellt. Auch heutzutage ist ihr Fell sehr teuer und gehört zu
der edelsten Wolle der Welt. Die Vikunjas leben in territoralen Familienbänden und
werden von einem männlichen Vikunja geleitet. Des Weiteren gibt es eine
Junggesellengruppe, die aus geschlechtsreifen Männchen besteht und die Weibchen, die als
Harem geführt werden. Vikunjas markieren ihren Lebensraum durch Kot und bleiben diesem
Standort treu. Zu ihrer hauptsächlichen Nahrung zählen Gräser und Kräuter, doch auch
Blätter, Knospen, Flechten und Pilze gehören hin und wieder dazu. Die Paarungszeit der
Vikunjas ist von März bis April. Das Weibchen trägt 11 Monate ihr Junges im Leib, bis es
zur Welt kommt. 10 Monate lang wird das Kleine von der Mutter gesäugt und wird dann
selbständig, bis es 18 Monate alt ist. Die Vikunjas haben eine durchschnittliche
Lebensdauer von 20-25 Jahren.